Henne Hanna

Tiergeschichte Henne Ostern

Henne Hanna hilft dem Osterhasen

Zwei Wochen vor Ostern konnte Henne Hanna an nichts anderes als an das bevorstehende Osterfest denken. Das Geplapper im Hühnerstall war noch lauter als sonst, denn unter allen Hühnern war das Gesprächsthema nur noch, wer die meisten Eier legte. Wie jedes Jahr hatte auch diesmal Oberhenne Lori einen Wettbewerb begonnen, welche Henne die meisten Eier legte. Denn die Helfer des Osterhasen holten die frischen Eier jeden Morgen ab und der tüchtigsten Henne wurde das goldene Ei in ihr Osternest gelegt. Diese Trophäe wollte jedes Huhn natürlich in seinem Nest liegen haben, deshalb strengten sich alle sehr an. Nur Hanna hatte nicht viel Interesse an dem Wettbewerb. Sie faszinierte mehr die Frage, was mit den Eiern passierte, nachdem die Helfer des Osterhasen sie abgeholt hatten.

Eines Morgens, eine Woche vor Ostern, versteckte sie sich hinter dem Hühnerstall und wartete auf die Hasen, die mit großen Körben herbei gehoppelt kamen und im Stall verschwanden. Wenig später kamen sie beladen wieder heraus und brachten die Eier vorsichtig den schmalen Weg entlang. Hanna folgte ihnen leise mit klopfendem Herzen, darauf achtend, nicht auf sich aufmerksam zu machen. Sie musste nicht lange hinterherschleichen, denn bald hoppelten die Hasen direkt auf ein kleines Häuschen zu, in dem sie der Reihe nach verschwanden. Vorsichtig kam Hanna näher und spähte durch ein Fenster. Was sie dort drinnen sah, verschlug ihr den Atem. Unzählige Hasen verrichteten in der Werkstatt des Osterhasen ihre Arbeit und sie wusste gar nicht, wohin sie zuerst schauen sollte. Hier wurden die Eier aus den Körben genommen und nach Größe sortiert, dort wurden sie von kleinen Hasenpfoten mit Pinsel und Farben kunstvoll bemalt, und ganz am Ende wurden sie geschlichtet und fein säuberlich in Nester gelegt, gemeinsam mit kleinen Schokoladeeiern und anderen Süßigkeiten. In einer Ecke saß ein alter Hase mit einer Brille auf der Nase, der bei dem Licht einer kleinen Lampe ein Ei wunderschön verzierte. Er lächelte dabei und konzentrierte sich so auf seine Arbeit, dass er um sich herum fast nichts wahrnahm. Aber irgendwann bemerkte er, dass er beobachtete wurde und sah hoch, direkt zu Hanna. Die duckte sich schnell, doch zu spät. Der Osterhase hatte sie schon bemerkt und auch die anderen Hasen wurden nun auf sie aufmerksam. 

„Es tut mir leid, ich wollte nicht…“, fing Hanna an, als sie in der Werkstatt vor dem alten Osterhasen stand.
„Es muss dir nicht leidtun. Wir freuen uns immer, wenn wir Besuch haben. Und wo du schon da bist, kannst du uns auch gleich zur Pfote gehen“, der Osterhase lächelte und deutete auf die vielen, weißen Hühnereier, die noch unbemalt waren.
Hanna ging mit Feuereifer zu Werk, auch wenn sie anfangs einige Schwierigkeiten hatte. Es war gar nicht so leicht, auf dem Ei etwas zu malen, noch dazu, da es so klein war und der Pinsel zu groß. So geschah es, dass die ersten fünf Eier nicht besonders schön wurden, doch Hanna gab nicht auf und konnte nach einiger Zeit ein hübsches, blau-rot gestreiftes Ei vorzeigen, das sofort in ein großes Nest gelegt wurde. Hanna verbrachte den ganzen Tag bei den Osterhasen und auch an den nächsten Tagen half sie kräftig mit. Von Tag zu Tag wurde sie besser und ihre Eier schöner. Besonders stolz war sie auf ein gelbes Ei mit roten und blauen Blumen, das auch dem Osterhasen sehr gefiel. Dieser bemalte die schönsten und größten Eier und Hanna konnte ihm lange zusehen, wenn er arbeitete. Aber auch die schönste Woche ging zu Ende, und am Ostermorgen wachte Hanna traurig auf, denn sie wusste, dass es für sie nun nichts mehr zu tun gab. Ihre Hühnerfreundinnen redeten aufgeregt durcheinander, wer wohl das goldene Ei in seinem Nest haben würde, aber Hanna dachte nur daran, ob sie vielleicht eines ihrer Eier in dem Nest eines Huhns finden würde. Sie mussten nicht lange suchen und fanden ihre Nester schon bald. Oberhenne Lori hatte ein besonders schönes Ei mit roten und blauen Blumen in ihrem Nest, das Hanna sofort erkannte.
„Das ist meins, ich habe das bemalt!“, rief sie aufgeregt und fand sogleich weitere Eier in den Nestern, die sie selbst bemalt hatte. Lori lachte nur und sagte: „Du hast doch keine Eier bemalt, das können nur die Hasen!“
„Warum hat sie dann einen Zettel in ihrem Nest, auf dem sich der Osterhase für ihre Hilfe bedankt?“, fragte ein junges Huhn laut. Sofort scharrten sich alle Hennen um Hannas Nest. Tatsächlich fand sich dort drinnen ein Zettel vom Osterhasen und noch dazu: das Goldene Ei!
Dieses goldene Ei und den Zettel vom Osterhasen bewahrte Hanna sorgfältig auf und vielleicht konnte sie ihm im nächsten Jahr ja wieder helfen…?

Foto: flashpics – Fotolia.com

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