Gerät man als Nichtreiter in Reitkreise, und handelt es sich bei diesen Reitern dann auch noch um Turnierbegeisterte, kommt man nicht umhin, das Wort, beziehungsweise die Buchstaben „TT“ aufzuschnappen. TT, das steht für „Turniertrottel“, ein meist liebevoller Begriff, mit dem Turnierreiter ihre Fans und Helfer bezeichnen.
So vielfältig die einschlägigen Fachbegriffe auch sind, kommen wir nicht umhin diesen Begriff für unsere geschätzten Leser geneuer zu erklären
Ich kenne kaum jemanden, der schon einmal ohne Turniertrottel auf ein Turnier gefahren ist, und oft haben Reiter auch mehrere davon. Ein Turnier ohen einen TT ist aus der Sicht des Reiters kaum denkbar. Die Aufgaben eines TTs sind vielfältig und schwierig und unterscheiden sich je nach den Ansprüchen der Reiter:
Vermutlich habe ich noch ein paar Dinge vergessen, aber diese Punkte geben schon einmal einen guten Überblick auf die Aufgaben eines TTs.
Nun zur noch wichtigeren Frage: Wer kommt als Kandidat für dieses Job infrage? Manche Reiter sind da nicht so anspruchsvoll, sie nehmen, wer sich dazu bereit erklärt, Freunde, Familienmitglieder und häufig auch Nichtreiter. Andere haben höhere Anforderungen und sind bei der Auswahl viel wählerischer. Und wehe, man macht bei diesen Reitern einen Fehler. Dann wird man nicht nur von der TT-Liste gestrichen, sondern auch für eine schlechte Wertung oder anderes verantwortlich gemacht. Trotzdem scheint der Job sehr begehrt zu sein, denn bei den Turnierreitern die ich kenne, finden sich immer wieder neue TTs, selbst wenn die alten vergrault oder für nicht gut genug befunden wurden. Es ist auch sehr beliebt, den Freund oder die Freundin als TT mitzunehmen. Da habe ich schon lustige Erlebnisse gehabt, wenn ich dem ahnungslosen Freund zugesehen habe, wie er verzweifelt versucht, den Anweisungen der Reiterin Folge zu leisten.
Das gestaltet sich aber als sehr schwierig, wenn besagter Freund noch nie von einer Kardätsche oder schön geflochtenen Turnierzöpfchen gehört hat oder wenn er ratlos die Aufgabe in der Hand hält und nicht versteht, wie er sie vorlesen soll. Viele haben auch ihren Reitlehrer oder Trainer als Turniertrottel dabei, wobei sie dann das Wort „Turniertrottel“ nur außer Hörweite des Trainers flüstern und sich andere Bezeichnungen wie „Helfer“, „Unterstützer“ oder „Beistand“ einfallen lassen. Den Reitlehrer mitzuhaben hat natürlich den Vorteil, am Abreiteplatz noch einmal unter die Lupe genommen werden zu können und Feedback zu erhalten. Die strengen, objektiven Korrekturen sind kurz vor der Prüfung vielleicht hilfreicher als das bewundernde, überschwängliche Lob des Freundes, für den alles gleich und alles schön aussieht.
Interessant finde ich immer noch, dass sich stets so viele TTs finden, selbst wenn sie meistens nur im Schatten stehen, die ganze Arbeit erledigen und schließlich mehr geleistet haben als der Turnierreiter selber. Und doch bekommen sie am Ende des Tages nichts, während für die Reiter eine Schleife, ein Pokal, Sachpreise oder zumindest eine lehrreiche Erfahrung herauskommt. Für mich wäre es selbstverständlich, solchen fleißigen Helfern zumindest eine ordentliche Mahlzeit zu spendieren oder eine andere Kleinigkeit, um sich für die Mühen zu bedanken. Eine Aufmerksamkeit, welche die TTs freundlich stimmt und sie davon überzeugt, diesen Wahnsinn auch wieder mitzumachen. Tatsächlich kann es aber auch passieren, dass man nicht einmal ein ehrliches „Danke“ bekommt, woraufhin zumindest ich diesen Job für denjenigen sicher kein zweites Mal mache.