Reitstile

Unterschiedliche Reitstile

Reiten ist nicht gleich Reiten – welchen Reitstil haben Sie?

Nein, Reiten ist definitiv nicht gleich Reiten. Selbst wenn man Anfänger, Fortgeschrittene und Profis bedenkt, Freizeitreiter und Turnierreiter, dann gibt es immer noch die verschiedenen und ganz und gar nicht gleichen Reitstile. Und so mancher Reiter reagiert nicht besonders erfreut, wenn man ihn mit allen anderen vergleicht, genauso wie es sehr vielfältige und beleidigende Vorurteile zwischen den Reitstilen gibt.

Klassischer/ Barocker Reitstil

Kennzeichen dieser sehr alten Reitweise, die bereits auf das Mittelalter zurückgeht, sind eindeutig die typischen Barockpferde. Andalusier, Lipizzaner, Berber, Friesen und viele andere werden auch heute noch meistens nach der Klassischen Schule ausgebildet.

Wobei man allerdings sagen muss, dass es DEN Klassischen Reitstil an sich nicht gibt, stattdessen existieren viele verschiedenen Strömungen und Reitweisen, die alle unter diesem Begriff zusammengefasst werden. Beim Klassischen Reiten werden die Pferde meist mit Kandare geritten, sie beherrschen viele Figuren und Seitengänge und oft steht auch das Showreiten im Mittelpunkt, genauso wie viel Arbeit auf dem Boden. Die Dressurausbildung steht im Vordergrund, besonders da den meisten Barockpferden auch die Veranlagung für mehr als niedrige Sprünge zur Abwechslung fehlt. Reiter die nach dieser Reitweise reiten, betonen die Einstellung zum Reiten und zu den Pferden als die Besonderheit dieses Stils.

Englische Reitweise

Darunter versteht man viele verschiedenen Sparten: Dressur, Springreiten, Vielseitigkeit, Distanzreiten, Rennreiten und vieles mehr. Der Sammelbegriff dient eigentlich nur zur Abgrenzung vom Westernreiten, und ist im deutschsprachigen Raum auch die häufigste Reitweise. (In Spanien beispielsweise ist es die Barocke Reitkunst, in Amerika das Westernreiten.) Das Hauptmerkmal des Englischen Reitstils sind die ununterbrochene Anlehnung zum Pferd und die Grundausbildung in der Dressur, die jedes Pferd erhalten sollte. Natürlich gibt es auch hier viele verschiedenen Arten und Strömungen, genauso wie tausende Vorurteile. Am Beliebtesten beim mehr oder weniger freundschaftlichen Streit zwischen Englisch- und Westernreitern sind unter anderem die Vorwürfe bezüglich der Rollkur, sowie die Aussagen „Dressurreiter sind hochnäsig und arrogant“ und „Springreiter können nicht Dressurreiten“.

Westernreiten

Der Westernstil stammt aus Amerika, als dort die Europäer landeten. Man benötigte Pferde, die mit Rindern vertraut sind und mit denen man tagelange Ritte unternehmen konnte. Die Kommandos sind auch heute im deutschsprachigen Raum noch Englisch, so heißen beispielsweise der Trab „Jog“ und der Galopp „Lope“. Die Gangarten der Westernpferd sind meistens ruhig zu sitzen und angenehm, und wie bei allen Stilen gibt es eigene Rassen, unter anderem das Quarter Horse oder den Pinto. Für Westernreiter ganz alltäglich, für Englischreiter bewundernswert ist die einhändige Zügelführung. Die Zügel werden in einer Hand gehalten und hängen ohne Unterbrechung durch. Mich als Englischreiter fasziniert es immer, wenn die Westernpferde trotzdem oder vielleicht deswegen so entspannt und korrekt gehen, denn die Zügelhilfe ist beim Englischreiten unabdinglich. Oft werden Westernreiter auch verächtlich als Cowboys bezeichnet, als „Wilde“, die nicht reiten, sondern den gut ausgebildeten Pferden alles machen lassen.

Gangpferdereiten

Eine Besonderheit sind die Gangpferde. Früher hatten alle Pferde fünf Gänge, doch Tölt und Pass züchtete man im Laufe der Jahre weg. Heute verfügen nur mehr wenige Pferderassen über vier, bzw. fünf Gangarten. Aber ich bin mir nicht sicher, ob dies ein eigener Stil ist. Beispielsweise unterscheidet sich das Reiten eines Isländers, der über Tölt und Pass verfügt, kaum vom Englischen Reiten. Es ist vielmehr so, dass sich das Reiten und die Ausrüstung der Gangpferde von Rassen zu Rasse unterscheiden. Die bekanntesten Gangpferde sind der erwähnte Isländer, Paso Fino und Traber.

Natürlich gibt es noch viel mehr verschiedene Reitweisen, in Europa beispielweise die Iberische oder Spanische Reitweise, aber auch noch viel mehr. Doch diese drei (oder vier) beschriebenen Arten sind doch die häufigsten im deutschen Sprachraum. Um noch einmal auf die Vorurteile zu Sprechen zu kommen: Meiner Meinung nach sollte sich jeder, bevor er irgendwelche Vorurteile gegenüber anderen Reitstilen ausspricht, diese selbst ausprobieren und entschieden, ob diese tatsächlich der Wahrheit entsprechen oder nur von Mund zu Mund weitergetragen und nachgeplappert werden.

Foto: Jürgen Fälchle – Fotolia.com

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