Reitbeteiligung

Reitbeteiligung

Reitbeteiligung vs. Pferdebesitzer- Probleme der Zusammenarbeit

Ein schwieriges Thema: Pferdebesitzer schimpfen über unzuverlässige Reitbeteiligungen, diese hingegen beschweren sich, mit dem Pferd nichts machen zu dürfen – um nur jeweils einen Punkt zu nennen, an dem die unterschiedlichen Welten aufeinander prallen.

Warum suchen dann beide Seiten immer wieder den Kontakt?

Warum suchen Pferdebesitzer immer wieder besonders nach Mädchen und jungen Frauen, die sich um ihren geliebten Vierbeiner kümmern? Zeit und Geld sind die beiden Hauptgründe. Meistens ist der tägliche Stallbesuch beruflich nicht möglich, ein Kind ist unterwegs, oder das Geld reicht schlicht und einfach nicht. Natürlich, man kann sich auch einen teuren Bereiter suchen (wer die Kohle hat) oder man lässt das Pferd an den Tagen, an denen man keine Zeit hat, einfach stehen – auch nicht optimal, ein Pferd ist ja kein Sportgerät, dass man bei Lust und Laune mal herausholen kann. Also bleibt im Grunde nur die Option, sich eine Reitbeteiligung zu suchen.

Und warum begeben sich Reiter immer wieder auf die Suche nach Mitreitpferden?

Eigentlich aus denselben Gründen: Besonders Schüler und Studenten verfügen nicht über die finanziellen Mittel, sich ein Pferd zu leisten, und oft ist auch die Zeit ein wichtiger Grund, denn man hat ja auch noch ein Leben außerhalb vom Pferdestall, für die Schule zu lernen oder ist im Beruf so eingespannt, dass man nur ein- bis dreimal die Woche Zeit für das Pferd hat. Reitunterricht wird irgendwann zu wenig, man möchte eigenständig reiten, mehr machen als nur in einer Abteilung im Schulbetrieb zu reiten, man möchte auch eine Bindung zu EINEM Pferd aufbauen, traut sich aber noch nicht über das eigene Pferd.

Also suchen beide Seiten den Kontakt, trotz Vorbehalte, Vorurteile und Freunde, die einem dies wieder ausreden möchten, da sie bereits schlechte Erfahrungen auf der einen oder anderen Seite gemacht haben. Und was ist eine Reitbeteiligung nun überhaupt? Ich habe ein wenig herumgefragt und dabei herausgefunden, dass es eigentlich recht unterschiedliche Meinungen dazu dient.

Zuerst einmal teilen sich die Gemüter schon bei den Begriffen. Es gibt Reitbeteiligungen, Mitreiter, Mitreitpferde, Pflegebeteiligungen, Pflegepferde und vieles mehr. Wie soll man sich da noch auskennen? Und wenn es dann auch noch verschiedene Ansichten von diesen Bezeichnungen gibt, ist Chaos vorhersehbar.

Zur Erklärung: Grundsätzlich versteht man unter Pflegebeteiligungen und Pflegepferden das Putzen, Spazierengehen und sich Kümmern um Pferde und Ponys, allerdings ist hierbei das Reiten meistens nicht integriert (daher auch der Name).

Mitreiter ist, wie der Name schon sagt, jemand der das Pferd neben dem Besitzer reitet, genauso wie eine Reitbeteiligung. Die Frage ist jetzt nur, ob man dafür zahlen muss oder bezahlt wird. Ich habe tatsächlich Meinungen gefunden, die behaupten, man werde als Reitbeteiligung für das Reiten und sich Kümmern um das Pferd bezahlt, oder man darf umsonst Reiten, wenn man dafür die Box mistet, füttert und andere Aufgaben erledigt. Normalerweise spricht man bei einer Reitbeteiligung allerdings von einer Person, die neben dem Besitzer das Nutzungsrecht am Pferd hat – das bedeutet, es reiten, putzen, und alles machen darf, was in einem Vertrag geregelt oder mündlich abgesprochen wird.

Das hört sich sehr schwammig an und Probleme sind natürlich vorbestimmt. Es ist immer sicherer, sich rechtlich abzusichern, besonders wenn es um Pferde geht. Viel zu schnell kann etwas passieren, sich das Pferd verletzen, die Reitbeteiligung Gegenstände ruinieren oder sich selbst verletzen. Meistens wird dies aber außer Acht gelassen und der Vertrag per Handschlag abgeschlossen. Daher mein Aufruf an alle unbekümmerten Reitbeteiligungen: Klärt Fragen bezüglich Unfälle und Beschädigungen unbedingt! Die Tierarztkosten für Pferde steigen schnell in Tausenderbereiche und auch Sättel und Co sind äußerst teuer! Und für alle Pferdebesitzer: Klärt Unfallversicherungen mit den Reitbeteiligungen, bevor der besorgte Vater euch und euer Pferd für den gebrochenen Arm der Tochter verantwortlich macht und Klage erhebt.

Wie findet man nun eine Reitbeteiligung?

In der heutigen Internetwelt ist das kein Problem. Es gibt viele Seiten, die sich darauf spezialisiert haben, alleine schon die Suche „Reitbeteiligung + Ort“ bei Google ergibt tausende Treffer. Man kann auch in nahen Ställen einen Zettel aushängen oder im Freundeskreis herumfragen. Und dann beginnt für beide Seiten ein Horrortrip mit dem Namen „Probereiten“. Warum Horrortrip? In den nächsten zwei Artikeln beantwortet sich diese Frage…

Welche Reitbeteiligungstypen gibt es?

Warum ist die Suche der optimalen Reitbeteiligung nun so schwer? Ich habe selber viele und langwierige Suchen nach einem optimalen Pferd hinter mir, allerdings kenne ich auch die andere Seite, da Freunde mit eigenen Pferden das ganze Thema aus der anderen Sicht erleben.

Grundsätzlich sind es die Ansprüche. Mädchen, die nach Pferden suchen, haben meist ganz genaue Vorstellungen vom „Traumpferd“. Farbe, Rasse und Größe steht fest und wehe, das Pferd in der Anzeige ist nicht als Allrounder ausgeschrieben, man möchte ja unbedingt Dressur und Springen und Ausreiten natürlich auch und nicht zu vergessen Bodenarbeit und Turniere… Ganz ehrlich, wie viele solche Pferde gibt es? Und wie viele solche Besitzer haben dann nicht genug Zeit, um sich mit diesem Allrounder zu beschäftigen? Andererseits haben auch die Pferdebesitzer viel zu hohe Anforderungen, bezüglich Alter der Reitbeteiligungen, Können und Flexibilität. Daher habe ich die typischen Reitbeteiligungen und Pferdebesitzer charakterisiert, die ich kenne oder die immer noch auf der Suche sind…

1. Die verwöhnte Göre

Zum Probereiten kommt sie in einer Reitmontur, bei der allen anderen fast die Augen aus dem Kopf fallen. Warum sie kein eigenes Pferd hat? „Ach, ich habe ja gar nicht die Zeit dazu, ich will nur hin und wieder mal reiten.“ Putzen und misten kommt für sie nicht in Frage, da könnten ja die neuen Stiefel schmutzig werden und natürlich hat sie auch einen Top-Trainer mit dabei, der sie unbedingt unterrichten muss. Mein Tipp? Finger weg. Sie interessiert sich nicht für Pferde, meistens will sie nur angeben mit den Markenklamotten und dem Trainer, der sicher schon einmal Olympia gewonnen hat.

2. Der Turnierjunkie

Ein Wunder, dass sie überhaupt ein Pferd gefunden hat, das ihren hohen Ansprüchen genügt! „Also Montag und Freitag würd‘ ich dann reiten, da hab ich nämlich Training. Und Samstags ist meistens ein Turnier, ich kann mir eh deinen Hänger ausborgen, oder? Für Sonntage habe ich auch schon einige Turniere in Aussicht…“ Das macht dir tatsächlich nichts? Dann herzlichen Glückwunsch, ab jetzt wirst du dein Pferd nur mehr sehen, wenn du mit zum Turnier fährst oder an den Ruhetagen nach einem aufregenden Turnierwochenende.

3. Das Muttersöhnchen/ -töchterchen

„Ja also Montag können wir nicht, da haben wir Geige, und Dienstag ist Tanzen, Mittwoch geht, aber erst ab fünf, weil ich muss arbeiten, da können wir erst später kommen. Und Donnerstag…“ Wenn der Reiter nicht selber den Mund aufmachen kann, ist er zum Vergessen. Vermutlich mag er Pferde auch gar nicht, aber die ambitionierte Mutter will ihm alles ermöglichen – wann ist überhaupt noch Zeit für das Pferd neben all den anderen Freizeitaktivitäten?

4. Die Netzgeile

Sie macht einen ganz guten Eindruck, reitet akzeptabel und kümmert sich gut um das Pferd – eine kleine Facebookseite möchte sie allerdings erstellen. Kein Problem, denkst du und findest es ganz in Ordnung… Dann möchte sie Shootings mit deinem Pferd machen und Schwups landet das gesamte Pferdeleben im Netz. Alles wird kommentiert, analysiert und fotografiert, sie nimmt täglich ihre Kamera mit und hält alles fest, auch dich will sie mitreinziehen. Die Shootings werden aufwendiger und manchmal sogar gefährlich. Willst du wirklich, dass dein Pferd jeden Tag im Netz landet, dass alles auf Facebook von hunderten Fremden bequatscht wird? Zum Reiten kommt sie ja sowieso kaum noch, die vielen Shootings mit Kleid und Co sind viel wichtiger…

5. Die Ja-Sagerin

Ein Fingerschnippen und sie ist da. Du wirst sie lieben! „Natürlich kann ich ihn heute machen, ich hab zwar morgen Schularbeit, aber das geht schon. Und es macht mir auch nichts, dass ich jeden Tag drei Kilometer von der Bushaltestelle zum Stall laufen muss.“ Sie reitet genauso, wie du es verlangst, fragt, wenn etwas unklar ist und springt immer für dich ein, ist verlässlich und verantwortungsbewusst. Da hast du die optimale Reitbeteiligung gefunden. Allerdings wird sie auch irgendwann merken, dass sie ausgenutzt wird und sich nach etwas Anderem umsehen. So eine wie sie wirst du nur sehr schwer wiederfinden, auch dein Pferd wird sie mögen, deshalb: Behandle sie gut genug und nutze sie nicht aus, dann wird sie dir und deinem Pferd auch lange Zeit eine Stütze sein!

6. Die Besserwisserin

Wenn eine mögliche Reitbeteiligung schon bei der Begrüßung dein Pferd kritisch beäugt und anfängt mit „Naja, also ein bisschen dick ist er ja schon. Und er wirkt so unruhig, hast du ihn schon vom Arzt checken lassen?“ dann wird das sicher nicht das Ende gewesen sein und spätestens beim Probereiten wird sie dir die Ohren volljammern mit: „Er ist total fest im Maul, das liegt wahrscheinlich an der Trense, ich würd da sofort umsteigen und außerdem mal einen Sperrriemen probieren…“ Nein danke. Die Besserwisser, die bereits im Stall herumhängen reichen völlig.

7. Die Allrounderin

„Ich mach eigentlich alles.“ Das hört sich doch schon mal nicht schlecht an und bestätigt sich auch. Von Bodenarbeit über Ausreiten, Longieren und Dressur – die Allrounderin hat zu allem Lust und lässt sich auch immer wieder neue Dinge einfallen, um gegen Langeweile zu kämpfen. Ein absoluter Schatz, besonders für das Pferd, dem das abwechslungsreiche Programm gefällt.

Foto: arsdigital – Fotolia.com

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